Arminia gegen Freiburg II 0:2 – Unkreatives Spiel und kreatives Zeitspiel

Arminia gegen Freiburg II – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Arminia gegen Freiburg II. Vor zwei Jahren spielten die Blauen noch gegen Freiburg I und holten insgesamt zwei Bundesligapunkte. Surreal, das alles. Der Gewöhnungsprozess „Arminia ist halt mal wieder drittklassig“ wird noch dauern. Ob die Mannschaft es damit kompensieren kann, dass sie einfach mal wieder einen netten Ball spielt (in letzter Zeit schon ein bisschen Mangelware) und man einfach wieder nur Arminia zuguckt, unabhängig von Freiburg I, II, III oder LXIV?

Arminia gegen Freiburg II

In den ersten Minuten jedenfalls tut die Truppe herzlich wenig dafür „Allez, Schwarzweißblau, allez allez!“ singt die Alm. Aber die schwarzweißblauen Balltreter ne vont pas. Es ist zäh. Es ist lethargisch. Eine weiße Leinwand als Gemälde einreichen ist kreativer als das, was Arminia an Angriffsspiel zustande bringt. „Wichtige Aktion“, giftet Block 3, als an der Seitenlinie eine Ball grundlos und halbblind ins Aus geköpft wird, „Da wäre sonst bestimmt einer durchgebrochen, es hätte das 0:1 gegeben oder eine Rote Karte“.

Arminia gegen Freiburg II

Wirkt eine solche Aktion bloß ein bisschen tumb, hat das Defensivspiel schon etwas mehr Anspannung. Na ja, Anspannung…insofern, als das sich der neutrale Zuschauer bei jedem knappen Querpass im eigenen Strafraum, bei jedem knapp-doch-nicht-zu-kurzem Rückpass jedes Mal nachher krampfhaft „WarsogeplantWarsogeplantWarsogeplant“ vorsagt.

Arminia gegen Freiburg II

In der zehnten Minute jedenfalls ist erst der Querpass zu knapp, dann die Klärung in-jedem-Fall-zu-kurz. Zwischen den im Strafraum aufgereihten Arminen ist jeweils ein paar Meter Platz. Der Breisgauer Nachwuches schießt da einfach durch und da ist dann halt das Netz. „Wie billich…“, stellt Block 3….hier noch nicht fest, erst beim 0:2. Aber jetzt, beim 0:1, passt es auch.

Arminia gegen Freiburg II

„Vom Wahnsinn angetriiieben“, intoniert Block 1 aus irgendwelchen Gründen. Vom Wahnsinn angetrieben ist jemand, der mit Preußen-Trikot auf die Süd kommt. Aber nicht die, die da unten sowas ähnliches wie Fußball spielen. Auf den Spielstand aus Lübeck warten ist kreativer als Arminias Mittelfeld. Und Block 3? Block 3 ist vom Verdruss angetrieben. „Motz‘ nicht rum, hol Dir den Ball!“, als Shipnoski sich über eine vermeintlich falsche Einwurfentscheidung beschwert. Oder ganz allgemein: „Wat los mit Eeeeuch?!“ und „Macht waaaas!“

Erster Torschuss der Blauen in der 30.Minute. „Mitch, das ist DEINE Mannschaft!“, brüllt ein angefressener Block 3. Und hat nur halb recht, denn es ist auch unsere Mannschaft und wir fragen uns seit einer halben Stunde, warum kreative Kräfte wie Mizute und Bazee auf der Bank sitzen während etwa ein Wörl nicht weiß, was er mit sich und dem Spielgeschehen um ihn herum anfangen soll.

Bei etwa acht Neunteln der ersten Hälfte spielt Arminia vor dem Freiburger Strafraum eine Stafette, die im Seitenaus landet und in der Ausführung so furchtbar ist, dass man eigentlich Durchfallmedizin dagegen nehmen müsste. Sollte diese nicht vorhanden sein, geht es auh im Block 3-Stil: „Das ist so schlecht, ich hol‘ uns mal zwei Bier“. Da verpasst man dann allerdings den zweiten Torschuss des DSC. Uuuuiiii…

Halbzeit. Anzeigetafel. „Heut‘ ist der Tag, endlich wieder soweit, der Kalle wird 20 Jahre alt“. Bei den Toten Hosen gilt sowas als Reim.

Weiter geht’s. Mizuta, Klos und Bazee sind jetzt drin. Hamwa doch so gesacht auf Block 3. Auf die Frage, warum die nicht von Anfang an spielen und so eine Halbzeit hergeschenkt wird, gibt es aber auch keine Antwort (und das folgende wird zeigen, dass es tatsächlich keine gibt).

Aber immerhin, in den ersten Minuten nach dem Pausenbier ist mehr los als in den langen Spielminuten zuvor (einschließlich Spiel in Köln). Schuss drüber, dann das erste richtige „Oooouuuh“ der Partie, als Fabi knapp an einer Hereingabe von Bazee vorbei schliddert. Die Partie ist dann kurz unterbrochen, weil ein Freiburger am Boden liegt und Schlaf nachholen muss.

Dann rennt der Freiburger Johansson (Block 3: „Du Langhaariger!“) auf die Arminia-Abwehr zu. Die ist aufgereiht und lässt ein paar Lücken. In die schießt Johansson rein und da ist dann halt das Netz. Und jetzt sagt Block 3 „Wie billich…“. Jupp.

Das Spiel der Blauen ist nicht mehr ganz so schlimm wie in Halbzeit Eins. Mehr Schwung ist drin, und ein kleines bisschen mehr vom Kampfgeist des Saisonbeginns ist auch zurückgekehrt. Aber 0,00001 ist auch mehr als 0. Und eine Heftzwecke in die Wand drücken ist auch kreativer als eine weiße Leinwand als Kunstwerk einreichen. Oder um es mit Block 3 zu sagen: „Das hat nur am Rand mit Fußball zu tun“. Die Partie ist dann kurz unterbrochen, weil ein Freiburger den sterbenden Schwan fürs Laientheater üben muss.

Nach zwei Dritteln der zweiten Halbzeit ist es wieder der zähe Trott. Der Support wird auch etwas zäher und leiser, das sieht nicht nach einem heroisch gedrehten Spiel aus da auf dem Hybridrasen. Sowas von nicht. Wenn jemand auf der Süd „Was!?“ brüllt, guckt man hin, ob da jemand einen spannenden Zwischenstand aus Lübeck oder wenigstens eine tolle weiße Leinwand hat. „Kaffeefußball“, sagt Block 3. Wenigstens der ist noch originell. Die Partie ist dann kurz unterbrochen, diesmal der Torwart der Gäste. Und nein, das ist kein Herunterspielen von oder Mockieren über Verletzungen. Wer am Boden liegt, minutenlang behandelt wird und dann probeweise aus dem Stand drei Sprungkniebeugen macht, ist. Nicht. Verletzt.

Nee, da passiert nichts mehr. „Heute morgen hatte ich so gute Laune“, mault Block 3. Ich auch. Beim Spieltagsfrühstück hat der Rundumbeobachter auf irgendeinem Spartenkanal eine Doku über Tiefseefische geguckt, die ihre Beute durch floureszierendes Leuchten anlocken. Wäre die Arminia dieses Spiels diese Fische, würde sie glatt verhungern, weil sie das mit dem Floureszieren nicht hinkriegt. Obwohl, das mit der Tiefsee stimmt fußballerisch schon. Ende, aus, wir haben uns extra Schuhe angezogen, um ein 0:2 gegen Freiburg II zu erleben.

Wat sacht Block 3? „Wie peinlich…gegen Freiburg Zwei…“. Letzte Saison war uns die Niederlage gegen Regensburg peinlich. Surreal, das alles. Sag‘ ich doch.

Fotos zum Spiel

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Auch zum Thema „DSC und Derbys“. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email

Auch cool:

Cookie Consent mit Real Cookie Banner