Arminia gegen SC Verl 0:0 – Unbegrenzt leidensfähig

Arminia gegen SC Verl – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Heute spielt Arminia gegen SC Verl und Block 3 sagt zum Einlauf der Mannschaften: „Ging doch bisher immer gut hier.“. Kein schlechtes Statement über einen Club, dessen Auf und Nieder wie bei einer Sinuskurve in der Summe immer bei Null ist. Und gerade im Negativbereich.

Arminia gegen SC Verl

Sowieso verdient es Anerkennung, Respekt, Bewunderung oder zumindest eine hochgezogene Augenbraue, wenn man erlebt, wie nahezu unbegrenzt leidensfähig die Arminen an sich sind. Über 20.000 kommen auf die Alm zum Fahrradtourduell und trotz der Malässe der letzten Monate kratzen sie alles an Optimismus zusammen und machen zum Anpfiff Stimmung und Alarm. War das letzte Saison auch so? Keine Ahnung. Möchte mich nicht an letzte Saison erinnern. Wie alle anderen auch. Was seinerseits ein Grund für den lauten Optimismus sein kann.

Arminia gegen SC Verl

Wie dem auch sei, mit diesem Optimismus überstehen wir das erste wilde Anrennen der Blauen auf das Verler Tor und einen Verler Freistoß. Da wissen wir noch nicht, dass diese ersten etwa neun Minuten heute die turbulentesten des Spiels sind.

Arminia gegen SC Verl

Danach fällt das sportliche Niveau nämlich steiler ab als eine Sinuskurve. Es geht damit los, dass Arminia in den Modus gefällt, den wir vor ein paar Wochen so euphemistisch zur „Spielkontrolle“ hochgefeiert haben. Also: Ballbesitz durch mehr und mehr Querpässe kurz hinter der Mittellinie.

Aber in der Situation, in der Arminia ist, stellen wir keine Tiki- Taka- Ansprüche. Ein verwandelter Elfer könnte ja schon zu einem Dreier reichen, und so tragen wir unserem Optimismus zum ersten (und letzten) Jubel des Tages, als der SchiRi nach Boujellabs Salto auf den Punkt zeigt. Allerdings, mein persönlicher Optimismus kriegt einen Dämpfer, als Wintzheimer und Biankadi über die Ausführung des Strafstoßes debattieren. Macht dann Biankadi…

…nicht.

Flach in die Mitte. Verls Torwart bleibt Unbehaun (der Wortwitz musste sein). Wenigstens hat er den Ball im Flug abgewehrt und nicht im Stehen, was auch gegangen wäre. Jedenfalls bringt die Ausführung Block 3 in Rage: „Wie… kann… man… NUR!“. „Ganz ehrlich, wer so schlampig damit umgeht, verliert Punkte!“. Wie so oft hat Block 3 auf schmerzhafte Art und Weise recht.

Auch etwa 15 Minuten, lasst es 20 Minuten später hat Block 3 recht: „Bisschen halbherzig.“ Eine sehr ostwestfälische Darstellung des Gestochers, Gewühles und Gekickes da unten, dass so angewachsen und plan wirkt wie der Rasen in Saarbrücken. Halbherzig, halbfüßig, halbärschig. Bis zur Pause.

Halbzeit. Guckt mal. Das ist die Grit…

…und das ist die Bella (Wuckel: „Anna“).

Die eine ist Trainerin, die andere Defensiv- Urgestein der Blauinnen. Vermutlich ist viel vom Halbzeitgespräch der beiden mit Sebi Wiese untergegangen. Daher nochmal: Die Frauen haben vorher die U23 von Bayer Leverkusen besiegt und spielen am Ostermontag im Halbfinale des Westfalenpokals gegen den BVB. Ein Grund, mal zur Postheide zu kommen. Und wer nicht bis dahin warten will: Hier ist der Liga- Spielplan.

Die erste Hälfte… ein Grund mehr, die unbegrenzte Leidensfähigkeit der Arminia- Sympathisanten zu loben. Was übrigens nichts damit zu tun hat, dass die sich dabei über furchtbare Spiele freuen. Die Zuschauerzahl wird durchgesagt und Block 3 meint: „22.500 sind da, davon sind 21.000 scheiße drauf.“

Wenigstens wissen wir da noch nicht, dass die erste Hälfte tatsächlich noch die bessere war. Da hat, die Leser werden sich erinnern (sonst: Nochmal hoch scrollen), Block 3 gesagt: „So verliert man Punkte.“. Wenigstens das Spiel ist nicht verloren und der Gedanke an die bräsigen ein bis zwei Gegentore, die es leider zur Zeit braucht, um den DSC auszuknipsen, wird besser unterdrückt.

Der SC Verl prüft Kersken zweimal, trifft einmal das Gestänge und tut Arminia sonst den Gefallen, auch nicht besser zu sein. Und dass, obwohl Block 3, wieder schmerzhaft korrekt, bei einem Verler Vorstoß feststellt: „Den hat er er übersehen… wäre echt einfach, uns auszuspielen…“. Sonst fallen die Nachbarn durch endloses Zelebrieren von Standards auf. Jeder Freistoß, jede Ecke wird erstmal von mindestens zwei Verlern gründlich andiskutiert. Macht Arminia nur bei Elfmetern.

1.500 sind aus der Ölbachgemeinde rüber gekommen und machen, soweit sich das von der Süd aus beurteilen lässt, ordentliche Stimmung. Ihr Ex-Trainer und ihr Ex-Spielmacher werden nicht besonders gemocht…

…und damit sind sie bekanntlich mit vielen Bielefeldern einer Meinung. Dabei ist Mael Corboz nicht der einzige im blauen Hemd, der heute neben, über und unter sich steht. Arminias Angriffsspiel besteht aus langen Bällen. Oder was sich dafür hält. Block 3, unbegrenzt leidensfähig, ist mit wenig zufrieden. „Nicht meckern, sie haben den Ball erobert.“ Obwohl durchaus Schwierigkeiten da sind, die Matchtaktik nachzuvollziehen. Auf gut ostwestfälisch: „Wassasdenn!?“

Ja… was ist das denn? Kennt Ihr den: Sitzen zwei im Büro, einer rotiert. Sind ein Beamter und ein Ventilator. Eine Metapher für das Spiel, wie auch Block 3 konstatiert: „Beamtenfußball“. Und es sieht nicht nach Ventilatorenfußball aus. Auch nicht als Fabi eingewechselt wird, dessen Lauf zur Bank schon bejubelt wird. Letzte Hoffnung Fabian Klos. Heute eine unberechtigte.

„Reißt Euch den Arsch auf jetzt hieeeea!“, brüllt Block 3. Ebenso verzweifelt wie ungehört. Das Spiel hat so viel Konzept wie ein blauer Farbklecks auf der Straße. Irgendwann reicht es auch Block 3. „Pfeif’ ab die Scheiße hier!“. Gerufen in der 78.Minute. Eine Metapher ist auch der Flitzer, der in der Schlussphase aufs Spielfeld kommt. Flitzt nicht, sondern latscht. Wird unspektakulär entfernt, niemand nimmt ihn wirklich als Aufreger wahr. Wenigstens unterlässt es der SC Verl, Arminia unspektakulär zu entfernen. Nach fünf Minuten Nachspielzeit, die der SchiRi wohl nicht auf seinen Bus nach Hause warten wollte, landet der gefühlt vierhundertachtzigtausendste Ball in den fangbereiten Armen des heute völlig unbehauenen Unbehaun. „Das war’s jetzt.“, sagt Block 3. „Na hoffentlich.“

War’s auch. Das. War. Hart. Schwere Kost. Harte Kost. Es gibt Fußballfeinde, die behaupten, im Fußball gebe es zu oft ein 0:0 und die seien in einem langweiligen Sport am unerträglichsten. Heute haben sie recht. Und die Chance, aus dem unansehnlichen Kick wenigstens die maximale Punktausbeute zu holen, wurde flach vom Punkt in die Mitte geschossen. Wat sacht Block 3? „Ändert ja alles nix.“

Fotos zum Spiel

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