Arminia gegen Viktoria Köln 0:2 – Schöntrinken oder Sarkasmus

Arminia gegen Viktoria Köln – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Es spielt Arminia gegen Viktoria Köln. „Sitze ich so in Fahrtrichtung?“, fragt jemand in der Linie 4 zur Alm. Um sich dann, an der Oetkerhalle angekommen, lauthals zu beschweren: „Wieso ist die Rolltreppe schon wieder kaputt?“. Tipp vom Rundumbeobachter: Wenn das Deine Probleme und das Dein Umgang mit ihnen ist, dann tue Dir besser nicht Arminia an…

Arminia gegen Viktoria Köln

Die Situation ist nämlich folgende: Arminia Bielefeld, vor noch nicht einmal zwei Jahren Sieger in einem Bundesligaspiel, ist Rückrunden- Tabellenletzter der Dritten Liga. Mit einem lumpigen Tor, und das war ein versenkter Elfmeter.

Arminia gegen Viktoria Köln

Nach dem Anpfiff wollen die Blauen direkt was an der Lumperei ändern. Zwar schallt mal „Das war Scheiße“ über Block 3, aber Arminia macht Dampf. Die ersten schnellen Spielzüge, die ersten abgeblockten Schüsse, die ersten Ecken. „Schauen wir mal, was sie an Standards einstudiert haben“, ist Block 3 gespannt. Nun, Ecken sind es immer noch nicht. Sechs davon hat der DSC in der ersten Viertelstunde, einmal entsteht fast ein Konter der Kölner Viktoria daraus. Der Rest wird weg- oder raus gestochert.

Der Beginn ist also, laut Block 3 „bissfest“ und das kann man auch so stehen lassen. Wenn es nach vorne so weitergeht, klappt dat schon mit dem Tor. Und man hat nach 18 gespielten Minuten auch noch kein Gegentor gefangen.

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Das blöde an der Sache ist: Es geht nach vorne nicht so weiter. Was auf die rasante erste Viertelstunde folgt, ist das, von dem wir in 2024 gelernt haben, dass es „Spielkontrolle“ heißen soll. Arminia spielt quer. Arminia spielt zurück. Arminia hält den Ball und guckt. Und das ganze wieder von vorne. „Nach vorne, nicht nach hinten!“, brüllt Block 3. Und nein, „quer“ ist da kein Kompromiss. Nach spätestens einer halben Stunde ist das Spiel ist so unkreativ wie der Versuch, das Geschiebe „Spielkontrolle“ zu nennen.

„Es plätschert dahin“, stellt Block 3 fest. Jau, das tut’s. Auf dem Platz und von oben. Das Spiel ist trübe wie das Wetter, die Stimmung so ostwestfälisch wie das Wetter. Böse Zungen behaupten ja, dass wir nur deswegen auf den regionalen Nieselregen schwören, weil es sich bei mieser Witterung besser meckern lässt. Das stimmt aber gar nicht. Über das Gebolze hätten wir auch gemeckert, wenn es bei 29 Grad am Sandstrand stattgefunden hätte. Mit was? Mit Recht! Block 3: „Gute Laune geht anders“ – Gutes Spiel auch.“

Momuluh hat dann eine fette Chance. „Der hat den nicht…“, japst Block 3, „…hat der den wirklich nicht reingemacht?“ – „Ja. Isso“, antwortet der ostwestfälische Pragmatismus. Sonst so? „Ist das Bier billiger geworden oder trinke ich zu wenig?“ – „Geh‘ mal investieren. Schöntrinken ist angesagt. Unten ist der DSC wie der Tausendfüßler in der Küchenecke: Kriecht herum, ist eklig anzuschauen, tut aber nix.

Ach ja, Viktoria Köln, die spielen ja auch mit. Die tun auch nix. Mit der Mannschaft weiß Block 3 nichts anzufangen und auch der Rundumbeobachter muss zugeben, dass er aus dem aufgebotenen FCVK- Personal keinen kennt. Oft ist ja in der Dritten Liga ein gescheitertes Talent mit übereifrigem Berater und 200 offenen Raten für den Lambo beim Gegner dabei, hier nicht. Anfangen kann ich was mit „Voll“, allerdings in völlig anderen Zusammenhängen.

Block 3 hat mitgezählt: „Wenigstens führen wir nach Ecken.“. Wenigstens. Irgendwann führt der DSC da mit 8:2 und es wird mehr und mehr ersichtlich, dass man mit Toren noch nicht einmal in die Nähe von „8:2“ kommt. Bei „8:3“ kommt man zum 0:1, als Viktoria eine Ecke einköpft.

Und ich wollte gerade schreiben, dass eigentlich nur noch das bräsige Gegentor zur (Arm)Seligkeit fehlt. Muss ich jetzt nicht mehr. Danke, Viktoria Köln. Meh. Konsterniert.

Halbzeit. An der Pizzabude: „Was darf’s sein?“ – hektisches Rumgezeige, kein gesprochenes Wort, hektisches Rumgefuchtel, immer noch kein gesprochenes Wort – „Einmal Salami, alles klar, hier, guten Appetit!“ – „*mömpf*“. Gibt ja doch noch richtige Profis beim DSC…

„Schwarzweißblau ist unsere Welt, die von Arminia Bielefeld“, skandiert Block 1. Hach, was ist es doch mal wieder für eine schöne, diese schwarzweißblaue Welt von Arminia Bielefeld. „So stehn wir hier auf unsrer Alm, um die Scheißkölner wegzuknallen“. Die Blauen spielen zwar mit dem obligatorischen Wiederanpfiffs- Schwung, von „Wegknallen“ kann aber keine Rede sein.

Wie in Regensburg, wie gegen Ulm: Der Gegner muss kaum etwas machen, um 1.) nicht weggeknallt zu werden und 2.) den DSC nicht wegzuknallen, sondern locker auszuknipsen. Das Tor aus der Kategorie „Gegentor wie üblich“ kommt gleich noch. Nicht schön, gar nicht schön.

Der Legenden- Fabian ist sauer und brüllt mehr als einmal seine Vorder-, Neben-, Hinter-, Oben-, Unten- Leute an. Schwung ist da, die Blauen kreiseln manchmal in bester Handball-Manier um den Fünfmeterraum der Kölner. Mit dem Unterschied, dass beim Handball auch mal eine Lücke genutzt und auf bzw. ins Netz gefeuert wird. Das macht Arminia nicht. Lediglich Biankadi sorgt für einen „NEEEEEEEIN!“- Moment, als er aus 15 Metern über das leere Tor schießt. Sollte man erwähnen, denn auch die „NEEEEEEEIN!“- Momente sind zur Zeit spärlich gesät.

Aktiv sind sie. Jaja. Überlegen sind sie. Jaja. Spielkontrolle. JAJA! „Ey, wir wollen Fußball sehen…“, schimpft Block 3, „Sag ich mal ganz objektiv“. Und da stimmen wir subjektiv zu. Viktoria Köln hat übrigens nach dem 0:1 keine einzige Ecke mehr. Bei den Blauen sind es am Ende derer 15. Rendite: Null. „Nächstes Training: Standards“, ordnet Block 3 an. Ich möchte ergänzen um: Effektives Flügelspiel, Verteidigen, Offensivspiel, Flanken wie Brandfackeln, Spielverständnis und Mettbrötchen auf der Alm.

„Immer dabei, ob nah oder weit in Ewigkeit“, schmettert Block 1, aber keiner hat wirklich Lust, Gänsehautentzündungen zu beschwören. Block 3 ist selbst für hämischen Applaus bei schlimmen Pässen zu frustriert und davon gibt es genug. Ach ja, das Gegentor wie üblich… wie wäre es, wenn man das nächste Mal den Mittelfeldmann einfach direkt geradeaus und aufs Tor oder noch besser: gleich ins Tor laufen lässt. Dann muss der nicht außen rum laufen und spart ein paar Gramm Bauchspeck, das wird bestimmt nochmal kalt diesen Winter. Gegenwehr ist dann dieselbe wie beim 0:2.

Die Nachspielzeit ist gleich vorbei, eigentlich kann der Sarkasmus enden. Wird aber schwer auf Block 3. Der giftet: „Ganz ruhig, die haben eine Idee“. Was für eine? Die Kabinenwände in Eierschal statt in Weiß streichen, oder was!? Einen Scheitel in den Hybridrasen mähen, damit man die matschigen Stellen nicht sieht, oder wie!? Und dass bei den Ecken 14 und 15, in der Nachspielzeit, beim Stand von 0:2, Kersken mit nach vorne kommt… ey… das ist doch auch Sarkasmus pur. So, und jetzt endet der wirklich und wir lassen die Süd sprechen:

Wat sacht Block 3? „Wie kacke muss man sein, um das zu verlieren?“. So kacke: Wir haben vielleicht ein Konzept, mit der Betonung auf „vielleicht“ (und wenn, dann scheint es keiner zu begreifen oder begreifen zu wollen). Wir haben zwei Neuzugänge, von denen der eine nicht darf, wie er kann und will und der andere nicht weiß, was er wann wie machen soll. Womit wir elegant zum Rest des Kaders überleiten, für den genau dasselbe gilt. Diplomatisch formuliert: Hier ist es Zeit für intensive Lehrstunden bzw. Trainingseinheiten. Der Rest der Alm ist weniger diplomatisch: „Kniat raus!“.

Fotos zum Spiel

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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