Siegen gegen Arminia 1:4 – Klassenerhalt neu definiert

Siegen gegen Arminia 1:4 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Es gibt schlimmere Auswärtsspiele als Siegen gegen Arminia, wie wir Ostwestfalen sagen. Siegen im Allgemeinen und das Leimbachstadion im Besonderen sind schön gelegen.

Siegen gegen Arminia

Wie überhaupt die ganz südwestfälische Ecke eine hübsche ist. Und eine eigentümliche. Als wir auf dem Hinweg durch Lüdenscheid fahren, werfen wir einen kurzen Blick auf die letzten Momente der Talbrücke, die eine Stunde vor Anstoß gesprengt werden soll. Die Schaulustigen strömen, die Sprengung hat Volksfestcharakter. Von wegen, Westfalen können nicht feiern!

Bumm. Ins Leimbachstadion kommen nicht ganz so viele Schaulustige. Dafür geraten wir mitten hinein in einen Fußballsonntag. Der Auftritt der Blauinnen bei den Sportfreundinnen ist eingepackt zwischen ein Spiel der Siegener Jugend und dem Oberligaspiel der Herren gegen Viktoria Clarholz. Bei dem Jugendspiel, an dessen Seite sich die Blauinnen aufwärmen, werden wir Zeuge, wie die jungen Sportfreunde gegen den TuS Sundern ein 1:3 zu einem 4:3 machen- mit allen dramatischen Szenen, die bei so einem Spielverlauf dazugehören. Wichtiger Schritt zum Klassenerhalt!

Siegen gegen Arminia

Apropos Klassenerhalt- darum geht es für die Sportfreundinnen. Und rein rechnerisch für Arminia wohl auch. Das hat jedenfalls die Frauen- und Mädchenfußball-Abteilung des DSC ausgerechnet und das Spiel im Siegerland zum „Spiel um den Klassenerhalt“ gekrönt. Bei neun Punkten Vorsprung und vier ausstehenden Matches. Ich habe immer gedacht, der Klassenerhalt sei schon beim Scheitern der Aufstiegsambitionen gesichert…Na ja, bei dem Thema lernt man selbst bei Arminia wohl immer etwas Neues.

Siegen gegen Arminia

Zur Sache. Das Spiel findet auf dem Kunstrasenplatz des Leimbachstadions statt. Wir machen es uns an der Gegengerade gemütlich. Leicht ansteigender Rasenhügel, ein paar Betonstufen, eine Bierbank. Schönes Ambiente, um sich auszubreiten und das erste „Arminijahaaa- Bielefeheeeld!“ hören zu lassen. Akustik passt.

Siegen gegen Arminia

Die Startphase der schwarzweißblauen Damen passt auch. Sie spielen lebendig nach vorne. Der Zeiger ist keine zweimal rum, als die Siegener Torfrau den ersten Schuss entschärfen muss. Sandra Hausberger köpft eine Ecke an die Latte- Aaaaargh! Ein frühes Tor wäre schön, schließlich haben wir in den letzten Wochen öfter erleben müssen, wie das Spiel der Blauinnen nach einem guten Start einschlief. Doch dann wird Jana Radosavljevic im Strafraum freigespielt und lässt der Torfrau keine Chance- da isses, das frühe Führungstor!

Über dem Leimbachtal hängen schwere Wolken. Aber nicht nur deswegen ist es kein Schönwetterfußball wie letzte Woche. Die Blauinnen geben weiter Gas. Jocy Hampel dreht heute richtig auf. Erst zirkelt sie einen Distanzschuss knapp über den Knick, dann scheitert sie aus kurzer Distanz an der Torfrau. Und auch die Mannschaftskameradinnen machen Druck. Die Führung ist verdient. „Arminijahaaa- Bielefeheeeld!“ Stimmuuuuuung!

Das heißt übrigens nicht, dass die Sportfreundinnen einen schlechten Ball spielen. Das schnelle Dreier-Mittelfeld weiß durchaus mit netten Kombinationen zu gefallen. Einige scharfe Hereingaben zischen knapp an Tor-Lisa vorbei. Der Ausgleich fällt allerdings humorlos: Freistoß von rechts – Kopfball – Drin.

1:1…Oh je. Wir haben in den letzten Wochen öfter erleben müssen, wie das Spiel der Blauinnen nach einem Gegentreffer einbrach. Auch heute Ende mit der Herrlichkeit? Keineswegs! „Zusammen zum Ball“, kommandiert Lena Meynert und so spielen die Mädels auch. Schöne Flankenwechsel, schnelles Kombinationsspiel, es ist nett anzuschauen. Vor allem, als Jocy Hampel im Strafraum frei vor der Torfrau auftaucht und diesmal keine Gefangenen macht. 1:2! Das gönnen wir Jocy. Die Blauinnen und wir, die wir ja streng genommen auch „zusammen zum Ball“ gegangen sind, haben gute Laune beim Pausenpfiff.

Halbzeit. Die Sportfreunde Siegen sind fantastische Gastgeber, auch darüber hinaus, dass die Blauinnen Tore gegen sie schießen dürfen. Sie sind nett und lustig, verschenken Stadionbecher und lassen einen ohne weiteres nach dem Schlusspfiff des Frauenspiels rüber zum Oberligaspiel. Die Junioren kredenzen eine der sensationellsten Bratwürste im Fußballkosmos, die Senioren ein leckeres Steak im Brötchen. Unbedingte Hoppingempfehlung!

Die Pause bewirkt keinen Bruch in Arminias Spiel. Weiter tolle Kombinationen, von denen eine Menge klappen. „Das sind unsere Bälle!“, ruft Sandra Hausberger und die Mädels lassen keinen Zweifel daran. Man sollte die Profis (oder die, die sich momentan dafür halten) im Nacken schnappen und zum Zugucken zwingen. „Seht Ihr, SO spielt Arminia Bielefeld!“.

Die schweren Wolken brechen für ein Viertelstündchen auf und dieses Viertelstündchen ist eins, in dem die Blauinnen ein bisschen den Faden verlieren und Siegen stärker aufkommt. Tor-Lisa muss in Richtung Pfosten hechten um einen Ball zu erwischen. „Ruhiger!“, ruft sie nachher. Das gilt für das Spielfeld, aber nicht für den Spielfeldrand. „Arminijahaaa- Bielefeheeeld!“

Kaum hört es zu regnen auf, übernimmt Arminia wieder das Kommando. Die 2:1-Führung ist verdient. Gute Gelegenheit, sich in der Fanecke mal ein bisschen Verschrobenheit zu gönnen (kommt man als Armine ja nicht oft zu): „Ob das noch die obligatorischen vier Tore gegen Siegen werden?“.

Unberechtigt ist die Frage nicht. Die letzten Duelle mit den Sportfreundinnen gingen so, so und so aus. (Das Siegen in 2021 seinerseits mit 4:0 auf der Postheide gewann, blenden wir aus, wir wollen jetzt verschroben sein)

Dazu wäre allerdings ein Doppelpack in der Schlussphase vonnöten. Und die Blauinnen tun uns den Gefallen. „Women of the Match“ Jocy Hampel wird von Leonie Heitlindemann freigespielt und macht ihre zweite Kiste. Und zwei Minuten später ist es Leonie Heitlindemann selbst, die sich einen zu kurzen Rückpass holt und die Kirsche ins Netz chipt. Mit 4:1 für Arminia endet ein richtig unterhaltsames Fußballspiel.

Nach einer gewissen Durststrecke, nach dem Schönwetterfußball, endlich wieder ein feines Spaßspiel mit Arminias Frauenteam!

Nein, wir feiern nicht den Klassenerhalt. Wir feiern Arminia!

Applaus gibt es für dies Werbebanner im Leimbachstadion. Asche zu Asche!

Mehr Fotos

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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