Arminia gegen Aue 2:2 – Ostwestfälischer Winter

Arminia gegen Aue 2:2 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Leise rieselt der Schnee am Tage, als Arminia gegen Aue spielt. Es ist der typische Winter in Ostwestfalen zu wenig, um in wunderbare Winter- Weihnachts- Romantik verfallen zu können, zu viel, um einem nicht gehörig mit ausgesetztem Busverkehr auf die Nerven zu gehen.

Arminia gegen Aue

Auf der winterlichen Alm beginnt das Spiel rund um Arminias Strafraum und bleibt da erstmal auch. Die Gäste aus dem Erzgebirge haben kurz nach Anstoß eine längere Eckball- Serie und brauchen zur Ausführung – wie auch bei jedem anderen Standard im Spiel – erst einen Antrag beim SchiRi, beim DFB-Sportgericht und beim Präsidenten der Galaxis, dann die Bildung einer internen Projektgruppe zur Festlegung des genauen Ablaufs, dann… also, sie brauchen jedes Mal etwa 400 Jahre, bis der Ball ohne jeglichen Ertrag gespielt wird.

Arminia gegen Aue

Während also die Gastkicker ihre Eckstöße Richtung Kersken und Co. bürokratisieren und Sophia Tiemann in Recklinghausen zum 1:1-Endstand für die Blauinnen trifft (wenigstens mal kein 0:0 in der Vest), will die singende Süd Arminia siegen sehen und Block 3 wartet darauf, dass irgendwas Erquickliches passiert. „Wann kommen die das erste Mal über die Mittellinie?“. Der nerdige Rundumbeobachter hat genau aufgepasst: Nach 5 Spielminuten und 23 Spielsekunden.

Arminia gegen Aue

Arminia entdeckt also die nördliche Hälfte des Spielfeldes. Und das gleich mal mit einem kollektiven AAAAARGH! Als Klos den Ball aus ein paar Meter am langen Pfosten vorbei schiebt. „Bitte lass es Abseits gewesen sein!“, fleht Block 3 nach der ungewohnten Verarbeitung unseres Geburtstagspanzers. War es nicht, aber wenigstens war es drüben und wir haben es nicht unmittelbar vor unserem Zaun erleben müssen.

Während Fabi ganz ungewohnt eine dicke Chance liegen lässt, agiert die schwarzweißblaue Abwehr (leider!) etwas gewohnter. Aues Rechtsverteidiger Tim Danhof kriegt den Ball, gefühlte 25 Blaue stellen sich bestenfalls zum Hindernislauf. Bestenfalls, obwohl… eigentlich nicht. Bei einem Hindernislauf sind die Hindernisse Hindernisse. Danhof vollendet ungehindert.

Es ist nicht so, dass Arminia es nicht versucht. Im Gegenteil, sie lassen ordentlich was liegen. Der DSC hat ja ein besonderes Verhältnis zum langjährigen Keeper der BSG Wismut Aue. Entweder die Blauen schießen ihn berühmt oder er fliegenfängt sich berüchtigt. Heute ist der Keeper eher berühmt, wenn auch oft unkonventionell. In bestem Wolfgang-Hesl-Stil. Männel ist ein bisschen so wie Bochums Riemann, nur in sympathisch.

Außerdem für Aue auf dem Platz: Herr Rosenlöcher. Über diesen tollen Namen werden sich unsere Kicker eins gegrinst haben – „Geraniengräben“ „Veilchenvertiefungen“ und „Hyazinthenöffnungen“ wurden vom Standesamt nicht auf der Geburtsurkunde erlaubt und solche Scherze.

Warum sie das tun? Weil andere Spieler aus dem Erzgebirge schlicht vergessen werden, darunter einmal der bereits erwähnte Danhof, ein anderer ist Marcel Bär. Der erzielt nach einer Danhof-Hereingabe gegen wieder bestenfalls dezente Hindernisse das 2:0 für die Gäste. „Was ist hier wieder los?“, ringt Block 3 um Fassung. Na ja, das was öfter mal los ist, wenn Arminia sich eine Kiste fängt. „Abstimmung erschreckend“, „unsortiert“ urteilt die Sportschau über Arminias Defensive bei den beiden Gegentoren.

Immerhin brauchen die Blauen keine Antragsformulare auf die Erteilung eines Antragsformulars zur Ausführung eines Freistoßes. Die Blauen schießen ihre Standards direkt in Männels fangbereite Hände. Sie korrigieren dann auch das Eckballverhältnis ein bisschen (Block 3: „Drei Ecken, ein Elfer“). Mit gleichem Erfolg. „Egal, ob Du das Spiel gewinnst oder verlierst“, singt Block 1. Okay, wenn das egal ist, muss man vor diesem Hintergrund ganz objektiv feststellen: So verlieren sie heute. „Fühlt sich an wie ein Zahnarztbohrer“, urteilt Block 3 entsprechend.

Und dann kann Arminia doch noch Fußball spielen. Schöne Flanke des wuseligen Mizuta, schöner, überlegter Kopfball von Shipnoski und der Anschluss ist hergestellt. Mit dem Halbzeitpfiff. JAAAAAAAA! (erleichtert!)

Halbzeit. Am Rande von Block 3 werden während des Spiels die Biergemäße platziert. Das faszinierende daran: Jeder weiß genau, welcher volle oder leere Becher zu ihr oder ihm gehört. Mit einer schlafwandlerischen Sicherheit. Wow! Das schaffe ich nicht mal mit der einen Kaffeetasse, die ich zu Hause den Tag über nutze.

Ebenso interessant die Frage: Wer bringt den Becher hier zurück zur Pfandsammelstelle?

„Hektik is Scheiße“, stellt Block 3 zum Wiederanpfiff kategorisch fest (nachdem er wahrscheinlich die Halbzeit über wieder selbst für Hektik an den Ver- und Entsorgungseinrichtungen der Süd gesorgt hat). Aber es kribbelt wieder ein bisschen. Anschlusstor mit dem Pausenpfiff, psychologisch voll wichtig und so.

Arminia findet Hektik auch erstmal scheiße, kommt aber mit Schwung aus der Wärme. Boujellab ist auf dem Platz und treibt das Spiel der Blauen ordentlich an. Man merkt, wie sehr der gefehlt hat. Wie merklich Bazee fehlt, lassen wir noch in der Schublade. Jedenfalls: Arminia macht etwas mehr Dampf und Block 3 feiert, als sich der Erfolg der U17-Nationalmannschaft herumspricht. „Weltmeister, Weltmeister, Hey, Hey!“. Weil es schön ist und der Rundumbeobachter gern seiner Informationsaufgabe nachkommt:

Zurück auf die Alm- da muss Männel ein paar Mal richtig zupacken. Hektik ist aber immer noch Scheiße. „Deutscher Sportcluuuuub, Shalalalalalalalaaaaa“ wabert über die Ränge und so ähnlich fühlt sich das Spiel auch an. Block 3 diskutiert Historisches: Die erste Torvorlage von Guilherme Ramos für eine schwarzweißblaue Mannschaft. Weil es lustig ist, mit Ewald Lienen und Tego unter Woche andere Ex- Arminen historisch durchgekaut wurden und der Rundumbeobachter gern seiner Satirikeraufgabe nachkommt:

Und dann kann Arminia doch noch Fußball spielen. Oppie legt vor, Wintzheimer legt rein, Mizuta wuselt- JAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Den Ausgleich haben sie sich verdient!

„Jetzt kann es was werden!“, hechelt Block 3. Nach 75 Minuten wird es auf der Alm laut und die Jungs kämpfen. Sie zwar manchmal etwas umständlich aus (Block 3: „Schiiiiiieß doch mal!“ und „Was fummeln die da rum“), aber Wille ist da und die Richtung erkannt. Allerdings kommt kein Fluss rein, da Aue es sich vermehrt auf der Rasenheizung bequem macht und bei den Freistößen dann wartet, bis der Präsident der Galaxis von der Kur zurück ist und die Antragsformulare zur Ausführung der Freistöße stempeln kann. So reicht die Zeit leider nicht mehr, um ein (durchaus mögliches) 3:2 zu bejubeln.

Im Stillen hat sich der Rundumbeobachter zum Serienende 25 Punkte gewünscht. Das hätte eine entspannte Rückrunde und eine ruhige Orientierung in der Dritten Liga bedeutet. Sieht eng damit aus. Aber ich rate mal: Arminia wird die Serie mit irgendwas bei 22 bis 24 Punkten beenden, sich trotzdem ruhig in der Rückrunde orientieren und die Saison irgendwo im Nichts der Tabelle verbringen.

Weil in Lübeck der letzte Angriff kassiert wurde. Weil gegen Aue ein 0:2 zwar egalisiert wurde, aber so nicht hätte passieren müssen. Weil es zu wenig ist, um in wunderbare Winterpausen- Euphorie verfallen zu können. Weil es zu viel ist, um einem nicht mit bräsigem Defensivverhalten auf die Nerven zu gehen. Ähnlich verwooren wie der ostwestfälische Winter im Allgemeinen und das Karma des DSC Arminia Bielefeld im Besonderen. Wat sacht Block 3? „Einer ist besser als keiner.“ Eben.

Fotos zum Spiel

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email

Auch cool:

Cookie Consent mit Real Cookie Banner