Rustikale Robustheit – SC Borchen gegen Arminia II 3:1

SC Borchen gegen Arminia II – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

So ist die Mission: Erst zum Spiel Borchen gegen Arminia II (im folgenden: Zweitblauinnen), dann querfeldein zum Matsch-Match der Erstblauinnen in Recklinghausen. Nein, das ist keine komplett irrsinnige Idee. Das Fanmobil braucht ein paar Übungsfahrten und die Fanmobilbesatzung braucht Auslauf. So nämlich!

SC Borchen gegen Arminia

Zunächst: Wer, wo oder was ist Borchen? Borchen ist ein Vorort von Paderborn und Paderborn ist ein Vorort von Bielefeld. So erklären es zumindest die Borchener vor Ort. Stammt also nicht vom Rundumbeobachter. Der weiß, dass das nicht die ganze Faktenlage ist.

Das Spitzenspiel der Frauenlandesliga findet auf dem Sportplatz Hessenberg statt. Spätestens seit Schlebusch ist die Suche nach der Sexiest Tribüne alive wieder eröffnet. Und der Hessenberg kann sich mit rustikalem Charme sehr weit vorne platzieren.

Ein kompaktes, zweistöckiges Gebäude, mit Umkleidekabinen, Cafeteria, Verwaltungs- und Abstellräumen. Davor eine Terrasse mit Platz für Zuschauer. Im Winter trocken, im Sommer (vermutlich) urgemütlich.

Etwa 40 bis 50 Zuschauer haben sich am Sonntag Vormittag eingefunden, die leichte Mehrheit kommt aus Bielefeld. Die Atmosphäre ist fröhlich und kameradschaftlich. Also lass Fußball gucken. Das Spielfeld ist auf Kunstrasen, aufgewertet durch Kork, wie ich später erfahre. Gibt gut Bremsspuren auf den Oberschenkeln. Auffällig am Spielfeld: Die extragroßen Coachingzonen, höhö…

Aber wir wollen ja das Spiel gucken. Das beginnt ausgeglichen und chancenarm, da sich beide Teams neutralisieren. Beide mit gutem Spiel nach vorne, beide aufmerksam hinten, die letzten Pässe fehlen (soll ja bei Arminia durchaus vorkommen).

Vor dem Spiel kommt uns eine Borchener Spielerin entgegen. „Was ist mit alle?“, fragt sie in klassisch ostwestfälischem Idiom. Es stellt sich heraus: Alle Borchenerinnen sind mehr als alle Zweitblauinnen. Man stelle sich eine Frau Schneider von den Erstblauinnen vor, dann hat man die durchschnittliche Statur auch einer Zweitblauin. Man stelle sich eine Frau Schneider vor und multipliziere sie mit vier, dann hat man die durchschnittliche Statur einer Spielerin des SC Borchen. Folge: Die Zweitblauinnen tun sich schwer in den Zweikämpfen. Die Robustheit wird neben einem eingespielten System zu einem spielentscheidenden Faktor.

Es steht zwar 0:0, aber Borchen wird stärker. Die schwarzweißblaue Spektantenschar unter dem rustikalen Tribünendach diskutiert Möglichkeiten zur Einflussnahme von außerhalb. „Wir haben Fußbälle im Auto, lass die mal alle aufs Spielfeld schmeißen, dann wird abgebrochen.“. Nee, nicht praktikabel. „Lass mal Hacken und Beile einsetzen.“. Nee, dafür isses zu spät. Die hätten wir gebraucht, als die Zweitblauinnen versuchten, die Kabinentür von innen zu öffnen. *dresch* *tret*, *klopp* Obwohl, da hat auch der Hinweis „Ziehen!“ gereicht.

Halbzeit. Der Kaffee am Hessenberg kann was. Dat is halt so. Wenn beim Fußballgucken der Rahmen passt, passt meistens auch alles andere. Nur die Spiele stören.

Schuss von Borchen ans Quergestänge, Nachschuss von Borchen, 1:0 für Borchen. Der Rundumbeobachter ficht einen heißen Kampf mit dem Liveticker, denn seine Funke will aus „Borchen“ immer „Bärchen“ machen. Eine grenzwertig charmante Umschreibung der Robustheit der Gastgeberinnen. Eine nicht genannte Erstblauin sagt später, als sie vom Ergebnis unterrichtet wird, sie habe schon Fotos gesehen. „Ganz schöne [Bärchen] bei denen.“. Aber schon im Gegenzug können die Zweitblauinnen den Ausgleich erzielen.

„Wonach riecht’s hier?“, fragt sich die Spektantenschar. „Gebrannte Mandeln!“. Wäre schön, aber…nö. „Feuer.“ Wäre nicht ganz so schön, aber auch hier: Nö. „Feuchtes Holz.“. *schnupper* Ja, das ist es. Unterstreicht den rustikalen Charme des Sportplatzes. Wie übrigens auch die VIP-Sitze, die fast genauso sind wie auf der Alm. Nicht so blau, aber genauso nass, wenn es regnet.

Innerhalb weniger Minuten fallen also zwei Tore, es steht 1:1. Frank Kramer würde jetzt sagen „Danach war es ein anderes Spiel.“. Für die nächsten 20 Minuten ist es das auch, es wird um einiges intensiver. Es gibt viele nicklige Zweikämpfe, in den die Zweitblauinnen allerdings meist das Nachsehen haben. Aus genannten Gründen.

Einzelkämpfer gegen Panzer, nur haben die Einzelkämpferinnen heute keine passende Bewaffnung dabei. Sie versuchen, mit flinkem Passspiel dagegen zu halten, agieren aber oft zu umständlich und haben auch Pech (Zitat unterm Dach: „Ist sie dran, ist er drin“). Arminias Spiel hat mehr Kreisverkehre als Borchen (und das sind viele). Und so erzielt der SC Borchen noch zwei Tore und geht als verdienter Sieger vom Platz.

Der Kampf um den Platz an der Sonne der Landesliga ist damit wieder offen. Der SC Borchen ist auf zwei Punkte an Arminia herangerückt. Drücken wir den Zweitblauinnen die Daumen! Wer das live tun möchte: Die Damen spielen an der Schillerstraße. Hier alles Wissenswerte dazu.

Das Wort des Tages ist „Hessenberg“. Besuch lohnt sich. Hopping-Empfehlung!

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email

Auch cool:

Bekannt? Berühmt?…bedeutend? (2017)

Einst stolperte der Rundumbeobachter in völlig anderen Zusammenhängen über die Unterscheidung der Begriffe „bekannt“, „berühmt“ und „bedeutend“. Und wie so oft kam es vor, dass sich bei ihm automatisch eine Synapse zur ostwestfälischen Gloria auftat…

Cookie Consent mit Real Cookie Banner