Arminia gegen Haching – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Der Rundumbeobachter kommt zu spät zu Arminia gegen Haching. Schuld daran ist der VfL Bochum, der nicht in der Lage ist, sich den Blauinnen in der regulären Spielzeit geschlagen zu geben und dafür ein Elfmeterschießen braucht (Fotos dazu hier, Text hier).
Christoph 13 landet zwar zweimal in der Nähe der Postheide, will aber den Shoot Out auch nicht abwarten. Also gibt es für eine Schar handverlesener Arminia- Bekloppter nur den Husarenritt per Auto. Auf dem Ostwestfalendamm hören wir Uli Zwetz, der zu berichten weiß, dass nur Arminia in den ersten zehn Spielminuten Ballbesitz hat. Und darf Uli das 0:1 live kommentieren. „Schon wieder überlegen, schon wieder Ballbesitz, schon wieder ein Fehler, schon wieder ein früher Rückstand.“. Also, vermuten wir mit übersichtlicher Begeisterung, alles wie immer.
Will man aber trotzdem nicht glauben. Was man nicht gesehen hat, ist auch nicht passiert, so! Leider (oder eigentlich folgerichtig) ist das erste, was der Rundumbeobachter im Mundloch von Block 3 sieht, das:
Also ist es wohl doch passiert, das 0:1. Ich habe es nur nicht gesehen, wie die ersten 30 Minuten. Das scheint aber nicht schlimm gewesen zu sein. Ich finde die Süd in mieser Laune vor, das erste, was ich vom Spiel sehe, ist ein Gegentor der Kategorie 2023– Wie immer.
Spürbare Resignation auf den Rängen. „Was für ein Karnevalsstadion“, giftet Block 3. Um Himmels und der Hölle willen, bloß nicht! Bin froh, das bis November Ruhe mit Karneval ist. Ruhe ist auch auf dem Platz bis zur Pause.
Halbzeit. Block 3, aufmerksam, wie Block 3 ist, fasst dem Nachzügler die erste Hälfte zusammen: „Also, keiner weiß, wieso Unterhaching hier führt…Arminia fällt nix nach vorne ein, die haben drei Chancen, Arminia macht Fehler…“. Und deswegen führt Unterhaching. So, wie auch Ulm und Viktoria Köln führten. Was ich nicht gesehen habe, war wohl tatsächlich wie immer.
Persönliches Zwischenfazit: Ich habe zugunsten eines guten Spiels die erste Hälfte eines schlechten Spiels verpasst, bei dem es wie immer lief. Wenn es weiter wie immer läuft, dann kommt jetzt eine ebenso ordentliche wie ertraglose zweite Hälfte.
Erstmal passiert aber nix. Auf dem Platz nicht. Und was noch viel schlimmer ist: Auf Block 3 nicht. Und das ist ein wirklich ernstes Krisenzeichen. Als Kesken einen Kopfball über das Aluminium kitzelt, weiß niemand genau, ob er die Aktion würdigen, hoffnungsvoll sein („wenigstens kein 0:3“) oder völlig wegfrusten soll („Komm, macht uns alle, kann ich wenigstens nach Hause“). Das ist die Essenz des aktuell wirklich schlimmen Arminia- Gefühls.
Dabei spielen die Blauen da unten recht ordentlich. Der Einsatz stimmt, gerannt wird, gekämpft wird. Nur kreiert wird wenig. Das Spiel passiert in Hachings Hälfte. Kersken hätte in der Kabine bleiben können. Allerdings: Sein konsequent ausgepfiffenes Gegenüber Vollath auch. Wie immer? Ja. Kommt noch ein paar mal, das „Wie immer“.
Die Bälle werden in, vor, neben Hachings Strafraum da drüben vor der Nord gespielt und verlieren sich im Gewühl. Einmal scheint das Gewühl zu doll zu sein, es gibt Elfmeter für den DSC. Biakadi versenkt. Das erste Heimtor in 2024! Der erste Jubel ist noch dezent (der angestaute Frust hatte eine Menge Schwung), aber dann wird der Alm klar, das dieses erste Heimtor des Jahres auch ein wichtiges im Spiel war. Um die 60. Minute rum ist die Alm wach und laut. Und auch Block 3 erreicht wieder Normalform: „Es ist ein Tor gefallen, also müssen wir ein Bier trinken!“.
Arminia fightet, Arminia rennt. Gegen was sie anrennen, eine aufmerksame Hachinger Defensive, diverse Kopfblockaden, taktische Korsetts, beantworten sie (wiiiiiiie immer) nicht. Wann kommt das gefährliche Anspiel? Oder vielleicht mal wenigstens der Versuch eines Distanzschusses? Block 3 fragt „Wieso machst Du so?“ und erinnert unfreiwillig an…
Kommen wir zur SchiRi-Show. Zunächst die Standards auf Block 3: „Haaaand! Gelb! Oder Rot, der hat schon Gelb!“, „Fooooul! Gelb oder Rot oder Ultraviolett!“. Infrarot! Extrem-Spektralbereich!Reichsacht! Verbannung! Marskoloniiie! …und nun zum SchiRi selbst, der bei einem Hachinger Freistoß ganz genau auf den Hybridrasen sprayt, was und wer wo zu stehen und zu liegen hat.
Mal’ sowas auf den Jahnplatz und Bielefelds Verkehrskollaps ist endgültig. Spannend ist, dass so ein Pedant ein (wohl) reguläres Tor für Arminia nicht gibt und einen Elfer übersieht. Na ja, in der SchiRi- Gunst stehen die Blauen in dieser Saison ja nicht unbedingt. Thomas von Heesen hätte den DFB mit Protestbriefen zugespamt.
Die Zeit rennt und Block 3 will den Ausgleich: „Ich hab’ zur Halbzeit 3:2 getippt, es sollte jetzt mal 2:2 stehen.“. Arminia rennt, aber nicht in die richtige Richtung. „Keinen Bock auf Ausgleich?“, mosert Block 3.
Schon vor zehn Jahren hat der Rundumbeobachter festgestellt, dass bei der Spvgg, Unterhaching Spieler mit Super- Namen unterwegs sind. Da hat sich in den Zwanziger Jahren nichts geändert. Heute wird zum Beispiel Krattenmacher eingewechselt. „Was sind ‘Kratten’?“, wundert sich Block 3, „Hutmacher, da isses klar. Aber Kratten?“. Also echt. Ich habe mir gerade drei Kratten bestellt. Nächste Woche ist Apfelbaumpflanzfest in Wallenhorst- Rulle.
Was noch? Ach ja, die Zeit rennt, Arminia rennt. Zum Ende rennt die Zeit davon und Arminia rennt vergeblich. Wie immeeeeeer. Kersken hält noch einen Elfmeter. Der dritte Elfmeter, den der DSC heute pariert. Tor- Lisa hat schon zwei Bochumer Strafstöße gekillt. Eigentlich drei, aber die Geschichte kommt noch.
Verloren. Wie Immer. Gerannt für nix und wieder nix. Wie immer. Gegentore der Kategorie Wie immer. Bedröppelter Abschied vor der Süd. Wie immer. Wat sacht Block 3? „Jetzt stehnse da und gucken doof.“ Wie immer.
Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?