Arminia gegen Vorwärts Spoho Köln 5:0 – Manchmal ist es einfach

Arminia gegen Vorwärts SpoHo Köln 5:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Fußball ist komisch. Der Sport im Allgemeinen und Arminia Bielefeld im Besonderen. Da sieht man an einem Wochenende ein spektakuläres Anrennen, das unglücklich 0:1 verloren geht. Und 42 Stunden später erlebt man ein Match, das eher unspektakulär ist, bei dem aber ein 5:0 auch in der Höhe völlig in Ordnung geht. Lest hier von jenem Spiel, dem der Frauen von Arminia gegen Vorwärts SpoHo Köln.

Arminia gegen Vorwärts SpoHo

Frühling auf der Postheide, gute Stimmung am Spielfeldrand, wie immer sorgt das Weserkollektiv Minden für ordentlich Wind in der Flöte. Und die Blauinnen nehmen von Anfang an den Schwung mit. Zumindest sind sie spielbestimmend, haben den meisten Ballbesitz, stehen hoch, gehen früh auf die Gegnerin… ja, sowas passiert tatsächlich mal beim DSC. Ohne, dass es in der Verteidigung schiefgeht.

SpoHo Köln hängt sich zwar auch rein in die Partie, wird aber spätestens an der Mittellinie abgefangen. Wie verwaist der schwarzweißblaue Strafraum ist, merkt der Rundumbeobachter daran, dass er erst etwa zur 30. Minute realisiert, dass Tor-Charly statt Tor-Lisa heute auf das Verwaiste aufpasst (apropos Tor-Lisa… helft Ihr gern bei ihrer Bachelor- Arbeit).

Arminia gegen Vorwärts SpoHo

Ja, nett sieht das aus nach vorne. Schön variabel, was Arminias Frauen da anbieten. Die Außenspielerinnen, offensiv wie defensiv, wechseln die Positionen. Immer steht die Mitspielerin anspielbereit, das Mittelfeld wird schnell überbrückt. Und um das Phrasenschwein richtig voll zu machen: Aber das Tor fehlt.

Jupi verzieht von halblinks. Lisa Lösch wemst einen Freistoß knapp drüber, Celine Preuß köpft einen Freistoß knapp vorbei undundund… der Spielfeldrand fordert schon die Einwechslung von Trainerin Bella (Wuckel: „Anna“) Jäger und der zu Besuch weilenden Sandra Hausberger. Zumindest aber die Führung, die – wenn alle Klischees stimmen – so nur durch ein Eiertor fallen kann.

Dann gibt es Ecke für die Blauinnen. Der Ball fiegt rein, wird irgendwo quergeköpft, dann nochmal, dann gibt es noch einen Querschläger, dann noch einen und dann wieder einen von Sammy Kühne…

…und der macht den Ball endgültig so unabhängig von der Schwerkraft, dass er sich ins Kölner Netz senkt. Da isses! Die Führung! Das Eiertor!

Natürlich geht die Führung in Ordnung, ebenso übrigens wie der Unmut bei SpoHo Köln über den Rückstand. „Wieder Fußballspielen hier!“, fordert die Kapitänin der komplett in Grün gekleideten Gäste. Der SV Vorwärts SpoHo Köln 98 hat nach einem 2:4 und einem 1:7 in den letzten beiden Spielzeiten nicht die schönsten Erinnerungen an die Postheide und ist nicht gewillt, das nächste Mal Punktelieferant und Tordifferenz- Aufpolierer für die Blauinnen zu sein.

Und nach dem 1:0 wird das Spiel auch ausgeglichener. Und ruhiger. Und noch ruhiger. Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff liegt dem Spielfeldrand schon ein kollektives „Die Qualität lässt nach“ auf der Zunge, als Emmy Klingen zentral an der Strafraumgrenze an den Ball kommt und ihn aus der Drehung in die Maschen haut…

…und während man das 2:0 noch ins Rundumbeobachter- Notizbüchlein schreibt, wird Jupi rechts im Strafraum freigespielt, sie vollendet ins lange Eck. Doppelschlag der gnadenlosen Blauinnen, es geht mit einem 3:0 in die Fressviertelstunde.

Halbzeit. Der Rundumbeobachter entdeckt ein Relikt aus Pandemie- Zeiten und wird philosophisch. Während Corona sind die Kerls in die Bundesliga aufgestiegen. Die Blauinnen waren Zweitligist und spielten im Halbfinale des DFB- Pokals. Die Pandemie ist vorbei, die Kerls fallen ungebremst durch die Ligen und die Blauinnen stehen im Nichts der Regionalliga. Woraus zu schließen ist, dass 1.) Arminia- Erfolge und Pandemien zusammenhängen und 2.) Arminia- Misserfolge ganz offensichtlich dazu dienen, den Planeten vor weiteren Pandemien und ähnlichen globalen Malässen zu bewahren. Dankt uns später, Weltbevölkerung.

Die zweite Halbzeit beginnt mit Protestgeschrei. Links neben der Kölner Kiste wird ein langer Ball von der Torauslinie zurückgekratzt, in der Mitte wird abgestaubt, Ball im Tor… aber abgepfiffen. „Ey SchiRi“, echauffiert sich der Spielfeldrand, „Mach die Augen auf!“ – „Pfeif vernünftig, ey!“ – „Siehst Du gar nichts!“ – „Das war kein Abseits!“. War es auch nicht. Das Torauslinien- Gekratze war ein Hinter- Torauslinien- Gekratze. Kann so stimmen. Hätte der Rundumbeobachter woanders stehen müssen, um das besser zu sehen.

Mittlerweile stehen die Blauinnen sehr hoch- im Strafraum der Kölnerinnen. Dort erobert Jupi dann den Ball und versenkt ihn.

4:0! Noch ein Tor von Jupi! Ohne dass eine Gegenspielerin jupiziert wurde! Ein Doppelpack von Jupi, deretwegen schon einmal das Flutlicht beim Training an war, als man auf ein Tor von ihr wartete. Heute wird der Dreierpack unserer #19, die wie immer mit der Betriebstemperatur eines mittelgroßen Fixsterns unterwegs war, nur durch ihre Auswechslung verhindert. Wenigstens schienen die Duschen warm zu sein, nicht wie in Kleve. Zumindest waren die Bauwerke zum Schlusspfiff noch ganz und kein Verantwortlicher ging jupiziert nach Hause.

Vier zu Null, das fühlt sich gut an. Obwohl man die Arminia- Vorsicht nie ganz aus den Köpfen rauskriegt. „Passt auf, sonst fangt Ihr Euch noch einen und es wird noch spannend“, halluziniert der Spielfeldrand, als die tapferen SpoHo- Damen ab der 60. Minute etwas forscher nach vorne spielen. „Die sind Vorletzter in der Tabelle.“ – „Ja aber trotzdem.“

Eigentlich gibt es kein „Trotzdem“. Die Blauinnen versuchen sich in Schönspiel. Und Dreiviertel bis Fünfsechstel der vorgetragenen Angriffe sehen auch schön aus. Die Mädels wollen den Ball ins Tor tragen, SpoHo will das nicht und ist damit auch erfolgreich. Sophia Thiemann will ihr Tor und probiert es aus allen Lagen. Der Rundumbeobachter hätte Marie Bärenwaldt ein Tor gegönnt. Nicht nur, weil sie laut Stadionzeitung „Posthorn“ erst im August 2024 geboren wird (netter kleiner Tippfehler), sondern weil sie dafür sehr auffällig spielt und einige nette Dribblings hinlegt. Erfolgreiche Nachwuchsarbeit beginnt im Fötenalter.

Während der Nachspielzeit liegt dem Spielfeldrand schon ein kollektives „Das Spiel rollt so allmählich aus“ auf der Zunge, als Sophia Thiemann dann doch noch ihr Tor schießt. Sie haut einen zweiten Ball nach einer Ecke ohne Humor flach ins lange Eck. Yaaaay, 5:0!

Kurz darauf ist Schluss. Fußball ist komisch. Der Sport im Allgemeinen und Arminia Bielefeld im Besonderen. Aber manchmal ist er auch einfach. Nämlich dann, wenn man vorne einfach nur die Dinger einmacht. Und das kann man als simple Quintessenz von der sonnigen Postheide mitnehmen und gerne an andere DSC- Teams weitergeben.

Mehr Fotos

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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